Grau ist alle Theorie – oder auf der Suche nach dem richtigen Graufilter...

Graufilter-Test
Graufilter-Test

Es mal wieder an der Zeit ein neues Fotografie-Kapitel zu lernen. Begeistert und inspiriert von den Bildern von www.bewegungsungschaerfe.de bin ich auf die Lektion „Graufilter“ gestoßen. Mit Graufiltern kann man die Linse auch bei Tageslicht so weit verdunkeln, dass man so lange belichten kann/muss, so dass alle bewegten Objekte verschwimmen oder sogar (bestenfalls bei Personen vor Gebäuden) ganz verschwinden, also mal googeln...

OMG, auch wenn das Thema im Prinzip recht einfach ist, muss ich feststellen, hier gibt es anscheinend viel Diskussionsbedarf und eine Menge aufzuklären, denn es gibt unterschiedliche Grade der Verdunkelung, die auch noch jeder Hersteller anders bezeichnet, welche Verdunkelung braucht man nun tatsächlich? Dann gibt es auch noch variable Graufilter, die sich - wie der Name schon vermuten lässt – von der Verdunkelung variabel einstellen lassen. Und es gibt Schraubfilter wo man sich für einen festen Durchmesser entscheiden muss, oder Steckfilter á la Cokin, zu guter Letzt gibt es die Filter preislich von 20,- bis 120 EUR … und nu?

 

Zum Glück gibt es Foren auf denen man auf Leute trifft, die das alles schon mal durchgemacht haben und der Hinweis auf einen Beitrag hat mir wirklich weitergeholfen ein besseres Verständnis und (trotz Graufilter ;-) mehr Klarheit in dem Thema zu bekommen:

Meine Entscheidung:

Irgendwann muss man dann eine Entscheidung treffen und bei mir ist es nun folgender Filter geworden, der Slim Graufilter ND1000 von Haida mit 77mm Durchmesser.

 

Warum?

  • ND3.0 bzw ND1000 Graufilter ist so ziemlich die dunkelste Stufe. Ein automatisches Scharfstellen ist damit zwar nicht mehr möglich, aber es geht mir ja in erster Linie darum, die Belichtungszeit zu verlängern und wenn schon, denn schon, damit auch wirklich alles „verschindet“, was sich bewegt.

  • Für das Scharfstellen bedeutet dies halt erst fokussieren, dann auf manuell stellen, Filter vorsichtig draufschrauben und auslösen

  • Auch wenn das mit einem Steckfilter einfacher ging, habe ich mich für einen Schraubfilter entschieden, da in Foren davon die Rede war, das Steckfilter nicht ganz dicht abschließen und so evtl. Streulicht in die Linse einfällt.

  • Nach dem Studium der Rezessionen zu den variablen Graufiltern war auch hier mein Urteil klar, Finger weg.

  • Um auch im Weitwinkel Vignettierungen durch den Filter zu vermeiden sollte es eine Slim-Fassung werden.

  • Für den „Einstieg“ wollte ich auch keine 120 EUR für einen Effektfilter ausgeben, den man ab und an mal einsetzt. Vergütung und der ganze Pipapo ist bei Graufiltern wohl auch eher irrelevant. Die höherwertigen Filter haben wohl weniger Probleme mit Blau- oder Rotstichen (obwohl auch für den B&W Filter ein Zusatzfilter empfohlen wird, um dem Rotstich entgegenzuwirken, der nochmal teurer ist als der Graufilter, naja, wer will) Ich arbeite eh in Rohdatenformat und kann den etwaigen Farbstich in Lightroom ausgleichen. In der Einstiegsklasse gibt es dann Haida oder Delamax. Haida ist zwar nochmal etwa 10 EUR teurer, aber die Slim-Version und die guten Feedbacks von Nutzern haben mich davon überzeugt, den Haida auszuprobieren. Um das Urteil vorweg zu nehmen, der Eindruck der Verarbeitung des Haida Filters ist wirklich sehr gut!

  • Schließlich galt noch der Durchmesser festzulegen. Ich habe 77mm gewählt, da das der größte Durchmesser meines aktuellen Weitwinkelzooms ist. Mit einem Step-up Filteradapter kann ich dann den Filter auf kleineren Gläsern anbringen.

Nach zwei Tagen ist der Filter dann auch schon eingetroffen und ich musste ihn natürlich in einem Schnelltest ausprobieren.

 

Objekt war das Residenzschloss Schwerin. Hier musste ich keine Besucher „verschwinden“ lassen, aber kabbeliges Wasser in eine schöne seidige Oberfläche verwandeln.

Fazit:

Den dunkelsten ND3 Filter mit einem Verlängerungsfaktor 1000 zu wählen war genau richtig, denn bei leicht sonnigen Wetter war bei Blende 8 „nur eine Verlängerung“ auf 2 Sek. machbar, da ist der Effekt nur zu erahnen. Selbst auf Blende 22 waren es „nur“ 20 Sek. Ausreichend für seidiges Wasser, aber Personen wären vermutlich noch nicht ganz verschwunden.

Der Blaustich trat tatsächlich auf, zwar nicht immer und ich weiß noch nicht ganz wann und wann nicht, aber wie zu erwarten, ist das mit einem Klick in Lightroom behoben.

App-Tipp:

Während meiner Recherchen bin ich auch auf eine sehr nützliche App gestoßen, um die verlängerte Belichtungszeit zu berechnen. Ich kann es im Kopf berechnen, Papier-Tabellen zur Hilfe nehmen oder mir mit einer die Zeit berechnen lassen. Es gibt die kostenlosten Tools App ND Filter Calc für Android und LongTime Exposure Calculator für Apple IOS.

Ich gebe zu, noch ein ganz weiter Weg bis zur vollkommenen bewegungsunschaerfe.de, aber jeder ist mal klein angefangen und mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, oder?

Graufilter-Test am Schweriner Schloss
Graufilter-Test am Schweriner Schloss

Kommentar schreiben

Kommentare: 0