Marokko-Trekking - Reisetagebuch

Marokko 2012
Marokko 2012

Vom 13. März bis zum 3. April ging es über 3.000 km kreuzundquer durch Marokko vom Westen über den Nord-Osten in die Sahara im Süden und zurück an den Atlantik. Was ich dort erlebt und gesehen habe, möchte ich an dieser Stelle in einem Reisetagebuch und einer umfangreichen Bildergalerie zum Schluß mit allen Interssierten teilen. Viel Spaß und Daumen hoch, wenn's gefällt ;-)


"be hungry, stay foolish", Steve Jobs


Die Route

13.-15.3 - Agadir

15.-17.3 - Marrakesch

17.-19.3 - Fés

19.-20.3 - Marrakesch

20.-23.3 - Ouarzazate

23.-24.3 - Wüstentour Sahara (Merzouga)

24.-25.3 - Ouarzazate

25.-28.3 - Taroudant

28.-29.3 - Hoher Atlas

30.3-2.4 - Essaouira

02.-03.4 - Agadir


Tagebuch:

13. März - Hamburg, Agadir

Agadir
Agadir

Vier Uhr klingelt der Wecker, das darf doch wohl nicht wahr sein? Oh doch und es ist nicht zu früh, die Gepäckschlange ist schon nicht ohne und eine fixe Abfertigung ist etwas anderes. Ich dachte immer Kanaren oder Balearen sind die Rentnerinseln, aber das geht wohl nach Breitengraden…

 

Kaum ist das Gepäck verstaut, ist mein Platz besetzt. Aber nein, ich tausche meinen teuer erkauft Gangplatz nicht damit Mutti und Tochter 4 h nebeneinandersitzen können (man muss ein ... sein in dieser Welt ;-)

 

In Agadir gelandet zeigt sich, dass die von Condor ausgeteilten ägyptischen Einreiseformulare nicht für Marokko gelten, komisch. Ich lehne mich mit meinem schon zuhause ausgefüllten richtigen Formulare zurück und schau mir das Rentnerdurcheinander an und denke mir: „Urlaub beginnt im Kopf...“

 

Der von Moulay und Anke organisierte Taxidienst der Verwandtschaft funktioniert perfekt und sogleich werde ich mit meiner ersten eigenen marokkanischen Mobilnummer ausgestattet!

 

Nach Stadtrundfahrt und Besichtigung des Bergs mit Alt-Agadir bleibt mir für Tag zwei schon kaum noch Programm, aber das findet sich schon, inschallah. Yassin will mir noch das ein oder andere zeigen und zum Markt (Souq) muss ich natürlich auch noch. Der 4:00-Uhr-Wecker zollt Tribut, ich muss weg!

14. März - Agadir

Mit dem Taxi zum Bus
Mit dem Taxi zum Bus

Heute steht noch ein Besuch des größten Souqs (Markt) in Agadir auf dem Programm. Yassin, der mich durch das Labyrinth führen wollte, verspätet sich 1,5 h... Aber wie war das so schön: „Urlaub beginnt im Kopf“. Ich kümmere mich derweil um das Projekt „Aufladen der Telefonkarte“, doch das Menü ist nur französisch. Der Hotel Concierge hilft mir allerdings, er rennt in den kleinen Laden nebenan und schon bekomme ich eine SMS: für 50 DA (ca. 5 EUR) habe ich 150 DH Guthaben, da kann sich Alice/o2 mal ein Beispiel dran nehmen, die haben mir für ein 6minuten-Gespspräch 20 EUR in Rechnung gestellt.

Yassin ist zwischenzeitlich auch eingetroffen und wir machen noch einen Abstecher in den Vogelpark - was die Steinböcke dort machen weiß ich nicht - aber sonst sehr sehr nett und kostenlos, aber mit Metelen nicht zu vergleichen ;-) Dann nehmen wir einen der kleinen roten Taxen (das alltägliche und sehr günstige Fortbewegungsmittel dort) zum Souq ein Riesenlabyrinth an kleinen Ständen für alles und jeden. Aber dieses ständige Angequatsche ist nicht mein Ding, das anschließende Nationalgericht „Tajin“ (Hühnchen mit Gemüse gekocht) allerdings schon, sehr lecker!

15. März – Marrakesch

Wuse-Wimmelbild
Wuse-Wimmelbild

Heute versuche ich ein nicht so europäisches Frühstück zu nehmen, denn was die Marokkaner auf dem Teller haben sieht irgendwie viel besser aus als Wurst und Käse. Dann geht es auch schon auf meine erste marokkanische Bustour und der klimatisierte Reisebus ist sehr angenehm, nachdem ich dann auch mit Händen und Füßen gelernt habe, dass es im Bus reservierte Plätze gibt. Mein Platz ist glücklicherweise in der zweiten Reihe, so dass ich nach vorne und zur Seite einen guten Ausblick habe. Neben mir sitzt ein angehender marokkanischer Zahnarzt (in Petersburg studiert) und jetzt zu einem Kongress nach Marrakesch ist. Er kann mir noch ein paar nützliche Tipps geben und ich kaufe gleich am Bahnhof das Ticket nach Fés. Nun aber meine Unterkunft finden. Zuerst denke ich noch der Taxifahrer und der anschließende "Laufbursche" der auch noch Geld sehen will haben mich kräftig verarscht. Aber das griechische Pärchen nach mir schildert wie froh sie waren nach 1,5 h das Riad endlich gefunden zu haben und für jede Wegauskunft auch noch bezahlt haben – da begann der Urlaub doch schon wieder im Kopf. Das kleine, schnuckelige Riad mitten in der Altstadt war schon der Hammer, aber was ich dann nur wenige Schritte entfernt auftut, verschlägt mir den Atem. Der wuselige Ameisenhaufen erinnert an die Wimmelbilder der Kindheit. Überall passiert etwas und verlangt nach deiner Aufmerksamkeit ohne dabei vom Moped über den Haufen gefahren zu werden - das muss man definitiv selber erlebt haben, sonst glaubt einem das keiner! Wie das jetzt noch getoppt werden kann, ich bin gespannt?

16. März – Marrakesch

Jardin Majorelle
Jardin Majorelle

Heute ist Hardcore Touritour angesagt: 2,5 h Stadtrundfahrt mit dem roten Doppeldeckerbus durch Altstadt, Neustadt und der Palmeria-Umgebung. Mit 145 DH nicht ganz günstig, aber trotzdem sehr zu empfehlen. Die Ansagen am Kopfhörer sind zwar kaum zu verstehen und stören daher eher, aber man sieht so wirklich alles. Zwischendurch einen kurzen Stopp am Garten von Yves Saint Laurent (Jaradin Majorelle) eine wirklich schöne Oase der Ruhe in der Hektik der Stadt. Von dort kann ich sogar zu Fuß zu meiner Stadtvilla (Riad) zurück laufen auf dem Rückweg drängt sich allerdings noch ein ungebetener Stadtführer auf und mir wird sofort klar, den wirst du so schnell nicht wieder los. Er führt mich immer zu ein paar sehr schönen Fotospots. Doch seine angepeilten 300 DH sind die bestimmt nicht wert mit den 50 können wir beide gut leben. Meine Kleidung hat mittlerweile auch schon so ziemlich die komplette Schweißsaugfähigkeit verloren...

Platz Djemaa el Fna
Platz Djemaa el Fna

Abends noch lecker einen Teller Couscous auf dem berühmten Platz Djemaa el Fna (mittlerweile weiß ich wie es läuft) und dann gilt es auch schon wieder Abschied nehmen von Marrakesch. Es steht eine lange Zugfahrt bevor, zu dem nördlichsten Punkt meiner Reise: der Königsstadt Fés.

17. März – Zugfahrt nach Fés

Klimaanlage auf marrokanisch
Klimaanlage auf marrokanisch

Im gut gefüllten (aber erträglich) Großraumabteil geht es 7 h gen Nord/Osten von Marokko in die Königsstadt Fés. Leider muss ich mit dem gleichen Zug auch wieder zurück, wird wohl nicht der spannendste Teil meiner Reise…

18. März – Fés

Köningsstadt Fés
Köningsstadt Fés

Nach 7 h gejuckel mit dem Zug durch halb Marokko war ich mir nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war für einen Tag in den Norden zu fahren – so als ob man für einen Tag von Hamburg nach München düst. Aber ich muss schon sagen, das ist eine ganz andere Nummer hier im Norden. Es gibt grüne Wiesen und das Klima ist irgendwie kühler, nicht nur das Wetter auch die Marrokaner sind hier "deutlich“ zurückhaltender. Der Taxifahrer schaut mich erstaunt an, als ich mit ihm den Preis zum Hotel verhandeln will. Aber er kommt auf seine Kosten und kassiert mit dem zweiten Fahrgast gleich doppelt. Das „Dar Aliane“ ist sehr nett – wenn für meinen Geschmack auch etwas zu überladen. Doch der Innenhof mit typisch groß angelegten Sitzgelegenheit ist klasse. Fés Altstadt, Palastbauten sowie Stadtmauer sind beeindruckend und auf jeden Fall eine Reise wert und ich bin froh den langen Abstecher gemacht zu haben!

19. März – Zug nach Marrakesch

Mohrhuhn
Mohrhuhn

Heute geht es die 7 h zurück nach Marrakesch, um dort nach einem kleinen Zwischenstopp weiter Richtung Ouarzazate zu fahren von wo in wenigen Tagen die Wüstentour starten soll. Moorhuhn ist übrigens auch hier ein beliebter Zeitvertreib. Im Zug holt mich doch der marokkanische Alltag ein, als die Familie neben mir mit ihren leukämiekranken Kind auf dem Weg zum Arzt sind…

20. März - Marrakesch/Ouarzazate

Riad Prinzess Jamilia
Riad Prinzess Jamilia

Unglaublich, aber schon ist die erste Woche rum. Da ich eigentlich nur auf der Durchreise bin, hatte ich mich schon geärgert kein Hotel direkt am Bahnhof genommen zu haben und mich wieder Nerven aufreibend zum verstecken Riad durchkaufen zu müssen, aber was ich dort erleben durfte, war nochmal Sheherazade live! Also wer mal 1001 Nacht in Marrakesch erleben will, dem sei das Riad Princess Jamilia wärmstens empfohlen, die drei jungen Mädels (des englischen mächtig) haben alles im Griff - mit sehr viel Liebe zum Detail! In wenigen Gehminuten ist man direkt auf dem Djemaa el Fna, der Preis ist allerdings für marokkanische Verhältnisse auch deutlich westlich orientiert - doch der Ort ist auch wirklich eine Oase. Leider muss ich jetzt auch schon wieder los, mein Bus Richtung Ouarzazate ruft (und die fahren hier pünktlicher als in Deutschland).

Mit dem Bus über den Atlas
Mit dem Bus über den Atlas

Eigentlich dachte ich, ich hätte nur einen Linienbus zwischen Marrakesch und Ouarzazate gebucht, aber bekommen habe ich eine Panorama-Tour über den Atlas (2.200 m) aller erster Güte. Wie den Spuckgeräuschen der guten Frau hinter mir zu entnehmen war, waren die Fahrkünste des Busfahrers (wie überhole ich in Serpentinen bergauf noch in der Kurve einen LKW?) nicht für jedermann etwas. Ich jedenfalls konnte meine Augen nicht von der Landschaft lassen und verstand vor freudiger Entzückung nicht, dass die anderen bei dem Ausblick lesen, schlafen oder sich unterhalten konnten.

 

Ouarzazate erreichen wir dann im Dunkeln. Mohammed am Busstand wollte mir noch ein neues Hotel verkaufen, was ich dankend ablehne. Als er allerdings erfährt, dass ich aus Deutschland komme, begleitet er mich ein Stück zu meinem Hotel, denn er lernt gerade Deutsch und freut sich es jetzt direkt anwenden zu können. Also treffen wir uns noch auf ein Heißgetränk im nächsten Café und schon am nächsten Tag sollen wir gute Freunde werden - aber dazu später mehr.

21. März – Ouarzazate

Gewürze
Gewürze

Ouarzazate ist das Tor zur Wüste und Schauplatz vieler Filme: Josef, Lawrence von Arabien, Gladiator, Die Mumie uvm., daher drängt sich der Besuch des Filmmuseums quasi auf - wirklich lohnenswert! Die gegenüberliegende Kashbah schau ich mir allerdings nur von außen an. Nachmittags treffe ich mich dann nochmal mit Mohammed wieder, um ein wenig Deutsch zu üben. Er spricht bereits arabisch, Französisch, Englisch, Spanisch und in ein paar Monaten dann Deutsch und schon jetzt versteht er mehr von unserer Grammatik als so mancher Deutscher...

 

Aus Dankbarkeit möchte mich Mohammed am Abend zu sich zu einer Tajin einladen. So recht weiß ich nicht, wie ich reagieren soll, aber neugierig bin ich ja schon und irgendwie habe ich auch Vertrauen gefasst. Wir holen also noch schnell, nachdem der plötzliche Hagelschauer (!?!) nachgelassen hat, sein Deutschbuch von der Schule, tauschen einen Kugelschreiber um und fahren dann ca. 2 km aus der Stadt raus. Wir bleiben vor einer kleinen Stahltür stehen und nachdem sich das Stromproblem gelöst hat, stehe ich in seinen vier Wänden. Das sind ca. 15 m² und getrenntes Plumpsklo mit Wasserhahn (also auch Küche) ohne Fenster, d.h. eher im Stil einer Garage. Wow, denke ich, wie würde ein Reiseleiter, der fünf Sprachen spricht wohl in Deutschland wohnen? Aus der Matratze, einer Decke und Kissen wird eine Sitzgelegenheit gebaut und Mohammed beginnt zu kochen. Seine Aussteuer besteht aus einem Gaskocher, einen Topf, einer Pfanne (= zweiter Teller), einen Teller, ein Glas und genau einem Schälmesser. Wie ich mich im Zimmer so umschaue, wird mir klar, dass wahrscheinlich meine Trekking-Klamotten, die ich trage mehr gekostet haben als Mohammed besitzt und vielleicht je besitzen wird. Aber er ist ein zufriedener Mensch, auch wenn er gerne wieder in Frankreich wohnen würde, wo er sich bis zur Ausweisung ca. ein Jahr illegal aufgehalten hat. Glücklicherweise hat er mich die Zutaten bezahlen lassen und für 5 EUR gibt es eine ganz ausgezeichnete Tajin, die wir gemeinsam mit Brot und den Händen aus dem Topf essen. Zum Abschied möchte ich ihm noch gerne ein paar DH in die Hand drücken, die er aber vehement abgelehnt und bedankt sich, dass ich diesen Moment (kochen & essen) mit ihm geteilt habe… das muss man sich vorstellen, ich mit ihm, dabei war doch genau umgekehrt, oder nicht?

 

Am 31. hat Mohammeds Geburtstag d.h. wir sind gerade 2,5 Monate auseinander, aber eben in zwei unterschiedlichen Welten, die sich hier in Marokko mal kurz gekreuzt haben…

 

22. März – Ouarzazate

farbenfroh
farbenfroh

Viel mehr gibt es hier nicht zu sehen, daher schlendere ich nur so durch die Straßen. Am Nachmittag werden Anke und Moulay eintreffen und morgen geht es dann endlich in die Sahara!

23. März – Merzouga/Sahara

Touareg Saib
Touareg Saib

Heute ist der Tag an dem wir die Sahara sehen werden! Um 8:00 Uhr werden wir vom Fahrer Ibraim und dem Guide Idir abgeholt. Da 8:00 Uhr für Marokkaner etwas früh erscheint, müssen die zwei noch schnell etwas frühstücken, dann geht es los. Zunächst durch das Draa-Tal, in dem wir auf eine Gruppe Holländer auf Fahrrädern treffen (was auch sonst) – danach wird die Gegend langsam karger.

Nachdem ich schon im Januar die einzigen zwei Regentage nach Madrid gebracht habe, scheint mein Karma mich zu verfolgen, es bleibt trübe bewölkt mit ein paar Regentropfen (!) in der Sahara. Als wir aber dort ankommen und die Dromedare besteigen, bleibt es trocken und erträglich „kühl“. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Schlangen und Skorpione dann tief im Sand vergraben. Schnell verlieren wir die Orientierung in den fantastisch orangefarbenen Dünen der Sahara. Übrigens ,wusstet ihr (Klugscheisseralarm), die Dünen machen nur 10% der Sahara aus, 90% sind karge Gerölllandschaften und Sandsteingebirge, aber eben nicht so fotogen ;-)

 

Nach Sonnenuntergang reiten wir in unsere Zeltstadt. Als wir dort ankommen ist es schon dunkel und ich frag mich noch heute, wie der Dromedarführer den Weg gefunden hat, ohne uns an der 30 km entfernten algerischen Grenze abzuliefern… nach der herrlichen Tajin versuche ich noch ein wenig mit den Trommeln mit zu musizieren, aber das Singen lasse ich doch lieber sein ;-) Danach falle ich halb tot von soviel Eindrücken nahezu erschlagen in mein Teppichzelt in dem mich die schwere Decke aus Sand und Kamelhaaren fast erdrückt.

24. März – Merzouga/Sahara

Frühstück auf der Düne
Frühstück auf der Düne

Am nächsten Morgen komm ich mir vor wie in einem schlechten Film als die Hausherren mit Turban und feinstem Djellaba unser Frühstück direkt auf der Sanddüne vorbereiten…

 

Vom Hubschrauber aufgeschreckt stellen wir danach fest, dass ausgerechnet heute das Wüstenrennen „Aicha des Gazelle“ direkt bei uns vorbeiprescht - genial. Wir fahren allerdings Offroad weiter und aus dem Sand wird mehr und mehr Stein und wir stehen alsbald mitten in einer Schlucht. Auf der Straße der 1000 Kashbahs geht es dann durch das Tal der Rosen zurück nach Ouarzazate.

25. März – Taroudant

Fleischerei
Fleischerei

Heute ist wieder Reisetag. Nach fast zwei Wochen geht es schon wieder in Richtung Atlantik und Agadir. Es geht in 5 h Busfahrt in die Nähe von Moulays Heimatstadt nach Taroudant. Ein ca. 30.000 Einwohnerstädtchen, längst nicht so touristisch, was man daran merkt, dass die Einwohner sehr hilfsbereit sind, ohne gleich Geld dafür zu verlangen – ganz im Gegenteil, es sogar ablehnen.

26. März – Taroudant

Pool-Pause
Pool-Pause

Dies ist die definitiv heißeste Gegend meiner Reise. Es wird deutlich über 30°. Auch abends kühlt es - anders als sonst - nicht ab. Als Ausgleich dafür, dass einige Gäste wegen einer Gruppe eine Nacht in ein anderes Riad ausquartiert wurden, führt uns der Besitzer des Riad Dar Dzahra persönlich durch die Stadt und Souqs. Da es mir dann für weitere Erkundigungen zu heiß wird, verbringe ich den Nachmittag am Pool…

27. März – Taroudant

böse Blasen gelaufen
böse Blasen gelaufen

Meine „Mitbewohner“ aus England haben sich bereits auf den Weg Richtung Wüste bzw. Heimflug gemacht. Ich bleibe noch einen Tag in der herzlichen Stadt, in der man lange nicht so bedrängt wird, wie in Marrakesch. Da macht sogar das schlendern durch die Souqs wieder Spaß und ich erstehe ein paar „Teppich-Sandalen“, die ich von 180 auf 110 DH herunterhandle. Leider verlaufe ich mich nach dem Besuch der Kasbah genau in diesen neuen Flip-Flops, die nicht für einen Zweistundenmarsch ausgelegt sind und ziehe mir böse Blasen zu. Na hoffentlich machen die morgen beim Marsch in die Berge nichts aus…

28. März – Hoher Atlas

Skorpion
Skorpion

Nach anfänglichen Verständigungsproblemen über die Startzeit geht es doch rechtzeitig los… bis zum letzten Souq vor den Bergen, wo wir zunächst noch reichlich Lebensmittel einkaufen. Naja, reichlich ist relativ für einige würde es Wochen reichen, hier nur zwei Tage. Als bald verlassen wir dann auch die Piste und fahren Offroad in den Hohen Atlas, zu einem Berberdorf in dem so viele Touris bisher noch nicht gesichtet worden sind. So kommen alle mal „zufällig“ vorbei um mich zu „bestaunen“. Nach einigen Begrüßungs-Kaffees und -Tees und einem Couscous später machen wir uns zu einer kleinen Wanderung am Wasserfall vorbei durch eine schmale Schlucht und hinauf auf den Gipfel. Wie Gazellen klettern die Berber mit ihren Flip-Flops den Berg rauf – wer braucht schon teure Ausrüstung von Globetrotter? Wie soll es anders sein, überzieht uns oben ein Gewitter und wir steigen wieder ab. Dabei hätte ich noch fast den Skorpion übersehen, auf den ich beinahe getreten wäre - ein richtig fettes, schwarzes, giftiges Teil. Danach gibt es zur Stärkung noch unzählige Tees, Kebab und Tajins und ich falle tot auf meinen Schlafteppich...

29. März – Hoher Atlas

Powerriegel Konstantin
Powerriegel Konstantin

Eigentlich wollten wir früh zurück, aber da mir das wandern so gut gefallen hat, möchte man mir den anderen Gipfel auch noch zeigen. Zunächst sind wir zu dritt aber schnell werden wir mehr und zu sieben steigen wir dann wieder in die Berge, aber nur sechs werden (lebend und in ganzen Teilen) wieder herunterkommen...

Denn Ibraim trägt ein ganz putzmunteres Huhn mit auf den Berg. Ich glaube nicht, dass es im Ritual ist oder sie dem Huhn die Aussicht zeigen wollen. Als mir dann auch noch der Kochtopf im Rucksack gezeigt wird ist klar, das ist unser „Powerriegel Konstantin“ (lebend und nichts für Vegetarier ;-).

 

Es sollte nicht die letzte Tajin in dem Dorf bleiben, wir trinken beim Nachbarn noch einen Tee und wie von Geisterhand steht plötzlich wieder eine Tajin auf dem Tisch. Dann geht es zurück und das Abendessen fällt definitiv aus! Auf dem Heimweg kann ich am Wegesrand dann noch die Ziegen im Arganbaum fotografieren – keine Ahnung, wie die da raufklettern??

30. März - Essaouira

Grand-Taxi-Stand
Grand-Taxi-Stand

Heute geht es zu meiner letzten Station, ins Hafenstädtchen Essaouira. Doch davor muss ich zunächst mit dem Grand-Taxi nach Inzgane. Das muss man tatsächlich auch mal mitgemacht haben. Hier werden sechs Fahrgäste in einen normalen Mercedes gesteckt - wohlgemerkt Fahrgäste, d.h. plus Fahrer! Auf dem Beifahrersitz zwei Personen und hinten vier. Ich gönne mir den Luxus und kaufe für mich zwei Sitzplätze für 50 DH (5 Euro). Danach geht es mit dem Bus auf einer wunderschönen Panoramastraße entlang am Atlantik nach Essaouira.

31. März – Essaouira

Hafenstadt Essaouira
Hafenstadt Essaouira

Im Vergleich zu allen anderen Städtern, die wohl touristischste und neben Agadir europäischste Stadt, die ich in Marokko gesehen habe. Es gibt einen kleinen Fischereihafen, viele Cafés und Restaurants. Einige Speisekarten in Englisch und auch viele Marrokaner können hier Englisch. Ich verspüre nach langem mal Lust auf Pasta und esse seit über zwei Wochen mal wieder mit Messer und Gabel, sehr ungewohnt. Auf die Rallye „Aicha des Gazelle“ treffe ich hier auch wieder, es findet die Siegerehrung und eine große Abschlussparty statt. Was die Fahrerinnen so alles erlebt haben, seitdem wir sie in der Wüste bei Merzouga getroffen haben, ist bestimmt auch extrem spannend, leider müsste ich dafür besser französisch sprechen...

Exkurs Umweltverschmutzung

Vielleicht ist es ja so, dass man als Deutscher mittlerweile einen besonderen Blick dafür hat, aber der Dreck und Plastikmüll, der hier in der Landschaft rumliegt, fällt selbst den Marokkaner auf. Zwar wird einem erzählt, dass der Wind das Problem ist, welcher die Plastiktüten aus den Städten bläst, aber irgendjemand hat sie auch dort weggeworfen. Leider wurde ich auch selber oft Augenzeuge, wie Plastikmüll einfach an Ort und Stelle fallen gelassen oder aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen wurde. Der Verschmutzungszustand hat mittlerweile auch ein Level erreicht, wo eine Frühlingsaktion „Marokko räumt auf“ nicht mehr ausreichen wird. Neben Wasser und Arbeitslosigkeit zukünftig sicherlich eines der größten Probleme des Landes, speziell, wenn man mehr auf Tourismus setzen möchte.

1. April – Essaouria

Fisch
Fisch

Es ist der 1. April, aber Marokko immer noch kein Aprilscherz. Vormittags treffe ich mich noch mit Anke und Moulay bei dem ich noch mit Tonnen von marokkanischer Nutella, Orangenhonig, Safran und Rosenöl direkt vom Erzeuger eingedeckt werden. Die Preise nenne ich jetzt nicht, denn es sind ja Geschenke dabei. Aber egal was ihr jetzt denkt was das gekostet hat, ihr liegt zu hoch ;-)

 

Danach geht es bei perfekten Sonnenschein an den Strand und ich springe gleich zweimal in den Atlantik. Zurück im Riad treffe ich auf ein bekanntes Gesicht. Mit einmal steht Rick vor mir. Rick habe ich vor zwei Abenden beim Pasta essen kennen gelernt. Er hat zuvor in einem Hostel gewohnt und gesurft. Nun ist aber seine Freundin nachgekommen und sie sind in ein Riad gezogen. Dreimal dürft ihr raten welches ;-) Die Welt ist klein, Essaouira noch kleiner und man trifft sich immer zweimal im Leben pflegt schon mein Vater zu sagen…

2. April – Agadir

Fischer
Fischer

Nun ist der Tag tatsächlich schon da, heute steige ich in den Bus zurück nach Agadir, da morgen mein Flieger geht. In den letzten verbleibenden Stunden mache ich noch eine Runde durch Souq, Hafen und Strand und muss mich leider bei strahlendem Sonnenschein und Badewetter von Essaouria verabschieden. Im Supratour Bus geht es wieder über den Atlas dann entlang der Traumstraße am Atlantik bis nach Agadir. Ich stelle mich schon auf den letzten Taxi-Preiskampf ein und bin überrascht, dass der Fahrer mich für nur 25 DH zum Hotel fahren will, ohne mit mir zu verhandeln und das doppelte verlangt. Als ich dann im Auto sitze, weiß ich auch wieso, der hat schon zwei Passagiere zum gleichen Hotel. So kann man natürlich auch auf seine Kosten kommen ;-)

 

Was mir schon der letzten Woche aufgefallen ist, bestätigt sich im Hotel welches jetzt fest in deutscher Hand ist und wir schwant Böses vor dem Rückflug. War ich vor drei Wochen noch fast der scheinbar einzige Deutsche in Marokko hat die Saison jetzt begonnen. Ab Essaouria hört man Deutsch quasi an jeder Ecke.

 

Unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist. Während man in der ersten Woche quasi noch jeden Tag bewußt erlebt hat, sind die letzten Wochen nur so verflogen. Jetzt sitze ich schon wieder auf dem gleichen Balkon auf dem alles begonnen hat, damals noch neu und unbekannt, jetzt vertraut und gewohnt…

Fazit

Nach über 3.000 km kreuz und quer durchs Land kann ich sagen: Marokko ist auf jeden Fall eine Reise wert! Wenn auch absehbar ist, dass in den Städten das Klima für Touristen noch unangenehmer wird (Geldsegen) sind die kleinen Dörfer speziell im Süden noch unerschlossen und offen. Ein perfektes afrikanisches Land zum Reisen. Wer allerdings Erholungsurlaub am Strand sucht, ist hier sicherlich falsch, wer Gastfreundschaft und Abenteuer sucht ist hier genau richtig. Um allerdings im Land richtig eintauchen zu können sollte man schon sehr gut französisch sprechen können, das hat mir leider gefehlt. Aber auf jeden Fall haben mich Land und Leute sehr inspiriert! Auf gekochtes Huhn und Aprikosenmarmelade werde ich aber in den nächsten paar Wochen verzichten...

Bildergalerie Marokko-Trekking 2012

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Kommentare: 2
  • #1

    Trekking in Marokko (Sonntag, 22 April 2012 19:11)

    Ein schöner Reisebericht. Mir sind in den vergangenen 12 Jahren ähnliche Dinge und Entwicklungen aufgefallen, gerade was die Umweltverschmutzung angeht.

    Kannst du dich noch erinnern, wo genau du im Hohen Altas gewesen bist?

  • #2

    Ulf Kottig (Montag, 23 April 2012 09:27)

    vielen Dank.
    Da, es war ein kleines Dorf Namens "Immimdghar", ca. eine Std. von Taroudant entfernt.