Paris a Vélo – et voilà

Paris a Vélo
Paris a Vélo

Nachdem ich ja bereits Stockholm per Fahrrad erkundet habe und mir das extrem gut gefallen hat, wollte ich wissen, ob das auch mit größeren Städten funktioniert, wie z.B. Paris. Es klappt ganz hervorragend wie ich nun sagen kann und ich habe sogar die zweifache Umrundung des Triumphbogens überlebt ;-)

Die Erkundung von Städten mit dem Fahrrad kann man viel tiefer in den Alltag eindringen und erlebt eine Stadt oder auch ein Land ganz anders, all wenn man wie ein Maulwurf mit der Metro vom Louvre über Eifelturm zum Arc de Triomphe fährt und jedes mal wieder im dunklen Loch verschwindet und die Kleinigkeiten am Straßenrand und wechselnden Perspektiven verpasst.

 

Ich gebe zu, Paris ist nun auch nicht, die Stadt, die mir als fahrradfreundliche Metropole als Erstes in den Sinn kommt, aber dieses Vorurteil, wie auch gleich alle anderen, wie z.B. von arroganten, englischverweigernden französischen Großstädtern kann man getrost über Bord werfen. Soviel Ruhe & Gelassenheit würde ich mir hier auch öfter wünschen. Wenn überhaupt mal ein Auto gehupt hat, dann eher in der Form, um zu signalisieren „Achtung, hier kommt ein Auto von hinten, pass' du auch auf, wenn ich langsam an dir vorbeifahre“ und nicht „eh Du Drahesel, seh' zu dass Du Land gewinnst und mach meine Straße frei, keine Ahnung wo meine Bremse ist“-Gehupe, dass man hierzulande so kennt.

 

Ein paar Klischees erfüllt dieses Land aber dennoch wie kaum ein anderes, dann nämlich, wenn ein grauhaariger Franzose mit Baskenmütze und leicht zerknautschtem Gesicht in einem der tausenden Straßencafés sitzt und auf dem Bistrotisch noch die zwei Baguettestangen für das Abendessen liegen, weiß man, dass man im Herzen Frankreichs ist.

 

Aber zurück zur Tour, in einer Woche hat man ausreichend Zeit, um neben dem monumentalen Paris (ok, ich bin ein kleiner Wurm), auch das andere, zeitgenössische und moderne Paris, aber vor allem auch das Umland kennen und lieben zu lernen. So ist z.B. neben Versaille das fast schon beschauliche Chateau de Champs-sur-Marne hervorzuheben, der für uns als fast einzige Besucher mal flux den Springbrunnen einschaltet.

 

Das Rahmenprogramm lieferten ebenfalls einen Beamten-Streik mit Rauchbomben und allen drum und dran sowie dem Vogue (möchtegern) Promitreff bei Dior und Konsorten - Frankreich, wie es leibt und lebt.

 

Ein besonderer Dank geht an Britta, die mit Ihren detailreichen Stadtführung von Schaumwein am blitzenden Eifelturm bis Schokolade an stillgelegter Schokofabrik, einen unvergesslichen Paristrip fabriziert hat und so möchte ich mit Ihren Worten schließen: „Langeweile ist ein Fremdwort in dieser Stadt, jedenfalls für all die, die nicht nur das monumentale Paris vor Augen haben.

Paris jazzt und gaukelt, Paris flaniert und torkelt, Paris brodelt und kocht über, Paris speist und futtert, Paris mischt auf und räumt ab, Paris tanzt und schwoft, Paris singt und brüllt, Paris kocht und bruzelt, Paris schreibt und schmiert, Paris malt und skizziert, Paris formt und seziert, Paris filmt und knipst, Paris plaudert und meckert, Paris arbeitet und streikt, Paris skatet und radelt, Paris lacht und weint.“

 

Ein Wort noch zu den französischen Frauen, bevor ich dazu sowieso gelöchert werde. Also auch die erfüllen jedes Klischee, zumindest alle, die noch La Boum – Die Fete mit der jugendlichen Sophie Marceau vor Ihrem geisigen Auge haben. Mit ihren braunen Rehaugen schauen sie keck unter den brünetten, schulterlangen, seiden glänzenden Haaren hervor und … dann kippt das Kliscche, sie tippen eifrig SMS in ihr Mobiltelefone wobei Sie Musik aus monströsen Kopfhörern lauschen (mal schau'n, wann dieser Trend nach Deutschland kommt). Bei der eher zierlichen Statur, fast filigran, fragt man sich, wie sie sich eigentlich bei einer steifen Brise am Boden halten? Aber Bodenhaftung ist eh nicht so das oberste Ziel, besonders nicht, wenn die roten Pöms mit Pfennigabsetzen passend zur Rollerlackierung getragen werden. Da steh' ich dann mit meinem Latinum :-( Ein paar Exemplare habe ich ja in meiner Galerie für Euch eingefangen.

 

Nach der Tour am Flughafen angekommen schlendere ich noch schnell durch den französischen Spezialitäten-Laden und packe mit meinen restlichen französischen Euros (umtauschen lohnt nicht und geht mir Hartgeld eh nicht – und diesen Gag versteht auch nur jeder, der schon vor der Währungsunion geboren wurde ;-) noch eine gut riechende Salami und einen nicht riechenden Saint-Marcellin-Käse, der hoffentlich dem vom Picknick ähnelt. Auch wenn der Bäcker in Deutschland etwas verdutzt dreinschaut als ich mich mit frischem Baguette und einem „Au revoir!“ verabschiede, um die Woche mit dem glücklicherweise nicht im Koffer ausgelaufenen Bordeaux ausklingen zu lassen... Das Akkordeon-Chanzon verklingt leise im Gehörgang und die Mundwinkel der Metro … pardon S-Bahn-Fahrer fallen wieder ab. Deutschland hat mich wieder fest im Griff, Doch mir muss man mein Grinsen operativ entfernen, wenn ich vor meinem geistigen Auge sehe, wie Maria Furtwängler in einem der nächsten Tatorte ein Shirt „I love Paris“ trägt und an einem Baguette knabbert und dazu ein Gläschen Rotwein schlürft und sich fragt, was das soll, in Hannover? Dann wissen wir Eingeweihten Bescheid und heben unser Glas gen Mattscheibe und sagen: „Santé!“.

 

Wie können wir das jetzt noch steigern? Genau, als nächstes sehen wir uns New York by bike an...

Der Film

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Kommentare: 8
  • #1

    Britta (Donnerstag, 16 September 2010 20:53)

    Hallo Ulf,

    vielen herzlichen dank für die Komplimente und bravo für den Text! Ist toll, macht Lust und lädt zum Schmunzeln ein. War sehr schön mit Euch und ich freue mich schon auf den New York Bericht!!!

    Gruss aus Paris

    Britta

  • #2

    Nenad (Donnerstag, 16 September 2010 22:07)

    hi ulf,

    freue mich sehr über deinen bericht.
    auch möchte ich mich britta anschliessen:
    allerdings mit meinen worten > es war geil mit euch <

    liebe grüsse aus hagen

    nenad

  • #3

    T.M. aus H. :) (Freitag, 17 September 2010 10:15)

    Moin Ulf,

    morgens 10 Uhr in Deutschland. Die einen essen Knoppers, die anderen surfen mal wieder auf Deiner Seite rum. Kurz: Sehr interessanter Bericht von Dir und echt geile Fotos. Da kriegt man ja richtig Lust auf Paris :)

    Gruß nach HH und schönes Wochenende :)

    Thorsten

  • #4

    Olli (Freitag, 17 September 2010)

    Hallole Ulf,

    tres bien texte (oder so) und ganz tolle Fotos, in denen wohl jeder sein subjektives Parisbild wiederentdecken kann.
    Und jetzt weiss ich endlich, wie Du den "freien" Mittwoch verbracht hast, nämlich ganz offensichtlich mit Frauenstudien :->

    Grüßle aus dem Süden

    Olli

  • #5

    Simone (Samstag, 18 September 2010 20:02)

    Salut Ulf, habe soeben mit einem verzückten Dauergrinsen im Gesicht alle 188 Bilder angesehen (MIT Musikuntermalung). Mensch, was war die Woche schön! Und: die Zusammenstellung ist wirklich absolut gelungen. Formidable!
    Viele Grüsse, Simone

  • #6

    Corinna (Sonntag, 19 September 2010 18:02)

    Zauberhaft! Einfach Zauberhaft diese Bilder! Ganz herzlichen Dank dafür. Habe gestern in Berlin die Ausstellung von Marianne Breslauer (Fotografin, http://www.berlinischegalerie.de/index.php?id=875&L=0) gesehen, der man das absolute Auge nachsagte - Du hast es offensichtich auch.

    Liebe Grüße an Dich und Euch
    Corinna

    P.S.: Hier der link für New York ;-)

    http://www.reisenmitsinnen.de/staedte/travels/show/85

    und

    http://www.dielandpartie.de/radreise-new-york-usa_r_4_19.html?PHPSESSID=e939b74c36d7674204a68eae1a2263f5

  • #7

    Julia (Montag, 20 September 2010 01:56)

    Hi Großer,Du warst wirklich fleißig und gut - man sieht, Dein Herz schlägt für schöne Frauen - wann hast Du bloß die 13-cm-Absatz-Schönheit auf dem purpurroten Roller geknipst?- absolut tolle "Menschen"-Momentaufnahmen. Die scheinen mir schwerer zu "fangen" als Stadtaufnahmen zu sein.
    Das Bericht ist ein Schmauß - langsam zu lesendes Genuss.
    Meine Fotos werden sowohl qualitativ als auch motivmäßig eine Abstufung sein - ich habe erst in Normandie die ordentliche Qualitätseinstellungen der Kamera entdeckt - aber das sind im doch andere Perspektiven, wo Du mal auch drauf bist.

  • #8

    Reiner (Mittwoch, 22 September 2010 11:43)

    Moin, moin Ulf, der Bericht und vor allem die meisterhaften Fotographien lassen neue Lust auf ähnliche Touren aufkommen, wenn nur Britta immer dabei sein könnte...

    Liebe Grüsse aus der anderen Hauptstadt
    Reiner